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Einblicke in die Gründungszeit

Chronic des RFV-Beckum


13. 7. 1897 Dienstag : Gründung

12.Juli Unter dem Namen „Beckumer Radfahrer- Verein“ haben die hiesigen Radfahrer eine Vereinigung gebildet. Als Vorsitzender wurde Herr Kaufmann H. Illigens gewählt.

1. 6. 1923 Freitag: Stiftungsfest mit Bannerweihe

28. Mai Vom schönsten Wetter begünstigt feierte der hiesige Radfahrerverein „All Heil“ am Sonntag sein 4. Stiftungsfest mit Bannerweihe. Um 5 Uhr früh ertönten die Rufe der Musik, um die Mitglieder zum frohen Festtage zu ermuntern. Um 9 Uhr begann das Fest mit dem Ederngarten durch ein sehr interessantes Fliegerrennen. Nach dem Rennen wurde auf dem hiesigen Marktplatz ein Konzert gegeben. Um 3 Uhr fand eine Preisblumenkorsofahrt mit Wertung durch die Stadt statt. Auf dem Marktplatz wurde halt gemacht, wo selbst die Bannerweihe in Vertretung des Herrn Landrats von Herrn Prof. Dr. Schwab vorgenommen wurde. In seiner Weiherede hieß er die von nah und fern herbeigeeilten Sportsfreunde im Namen des Herrn Landrats herzlich willkommen. Der Verein „All Heil“, 1919 gegründet, sei bereits ein kräftiger Zweig am großen Sportsbaum geworden, er erzähle schon 90 Mitglieder. Wir alle stehen, so führte er aus, in dieser schweren ernsten Zeit auf dem Boden der Heimatliebe. Die Liebe zur Natur, die Liebe zum Vaterlande muss jeden Sportsmann beherrschen, ich kann mir keinen Sportsmann denken, der kein guter Deutscher ist. Ihr Sportsbrüder aus Ruhr und Rhein seid herzlichen willkommen. Mit Bewunderung sieht das ganze deutsche Volk und die Welt auf euch herab. In dieser Feierstunde wollen wir uns Einigkeit geloben. einst wird der Tag kommen, dass wir wieder singen können: „O Deutschland hoch in Ehren“. Mit diesen Worten weihe ich dieses Banner und übergebe es dem Verein, dass er es in Ehren führe. Möge bald der Tag kommen, dass dieses Banner im freien Vaterland flattern kann. Er schloss mit einem begeistert aufgenommenen hoch auf unser schönes Vaterland. Brausend erklang nun das Weihelied auf dem altehrwürdigen Marktplatz. Als Vertreter der Stadt nahmen die Herren Bürgermeister Fehling sowie die Stadtverordneten Menke und Richter an der Weihe teil. -Von weißgekleideten Ehrendamen, Frl. Klärchen Röhr, Klärchen Remmert und Mia Erlenkötter, wurde ein Begrüßungsprolog gesprochen. Dann nahm der Gaufahrwart, Herr Baron aus Osnabrück, das Wort, um die Sportsbrüder herzlich willkommen zu heißen. Er überbrachte die Grüße des Gauvorsitzenden, der heute leider verhindert sei, persönlich am Feste teilzunehmen, dann gab er einen kurzen Überblick über den Stand des Deutschen Radfahrerbundes. Der Rad- und Wandersport müsse gepflegt werden, weil er ein gesunder Sport sei. Dieser Sport soll uns das sein, was uns früher das Militär war. Er hält auf Ordnung und Pünktlichkeit und pflegt die Vaterlandsliebe. Der Bund ist über ganz Deutschland verbreitet. Dem Radfahrerverein „All Heil“ bringe er im Namen des Gauvorstandes zur Bannerweihe herzliche Glückwünsche dar. Der Verein „All Heil“ stehe im Bund an achter Stelle. Er hoffe, dass der Verein so weiter arbeiten und blühen möge! Dann gedachte er den Sportkollegen im besetzten Gebiet und schloss seine Ansprache mit einem kräftigen „All Heil“ auf den hiesigen Verein. Hiernach setzte sich der Festzug, woran folgende Vereine, teils in prachtvollen Sportkostümen teilnahmen, in Bewegung . An der Spitze marschierten die Mitglieder des B.f.B Beckum und des Turn- und Spielvereins Beckum, dann folgten die Vereine Tempo Ahlen, Radrennclub Münster, Schwalbe Münster, Schwalbe Oelde, R.B. Horn, Germania Wiedenbrück, R.B. Wickede Usseln, R.B. Fahrwohl Wadersloh, R.B. Barenfell, R.B. Stömede und Geseke, Heideluft Esbed und der festgebende Verein „All Heil“ Beckum mit seinem prachtvollen Banner. Wie bereits mitgeteilt , ist das Banner von den Schwestern des hiesigen Marienstiftes angefertigt worden. Es ist aus und weißen Samt gefertigt. Die eine Seite zeigt ein fliegendes Rad und die Inschrift Radfahrerverein Beckum, die zweite Seite trägt das Wappen der Stadt Beckum und die Inschrift „All Heil“ , gegründet 1919. Außerdem ist das Banner reichlich in geschmackvoller und künstlerischer Weise mit Gold- und Silberstickerei sowie Bandmalerei versehen und mit Goldfransen eingefasst. In der Mitte ist das Bundesteichen B.D.R. eingefasst. Der Entwurf stammt von dem Ehrenmitglied des Vereins, Herr Th. Scheer von hier. Nach der Korsofahrt fanden im Köddewigschen Saale Vorführungen auf dem Rad statt, und es wurde ein Saalwettbewerb ausgetragen. Zunächst fand ein Begrüßungsreigen des Vereins „All Heil“ statt, worauf Radfahrspiele - Schwalbe Münster gegen Schwalbe Oelde - ausgeführt wurden. Münster blieb mit 8:4 Punkten Sieger. Das Retourspiel errang Münster mit 9:0. Recht interessant waren die Jugendreigen Schwalbe Münster und All Heil Beckum, die musterhaft ausgeführt wurden. Die Preisverteilung fand durch Herrn Bürgermeister Fehling statt. Preise erhielten im Fliegerrennen: 1.Preis: AufderHeide-Wiedenbrück, 2. und 3. Preis: Lippmeier-Barenfell, 4. Preis: Dünninghaus-Beckum. Für Korsofahren: 1.Preis: Wanderer Bielefeld, 2.Preis: Schwalbe Münster, 3.Preis Schwalbe Oelde, 4.Preis: Fahrwohl Wadersloh, 5.Preis: Germania Wiedenbrück. Um 8 Uhr begann mit einer Polonäse zum Marktplatz der Festball.



24. 5. 1927 : Stiftungsfest

Der Radsportverein „All Heil“ feierte am Sonntag sein 8. Stiftungsfest, an dem mehrere auswärtige Brudervereine teilnahmen. Kurz nach 3 Uhr nachmittags begann der Korso durch die Straßen der Stadt, bei dem „Sturmvogel“ Ahlen den 1. und „Schwalbe“ Oelde den 2. Preis errang. Im Saale Köddewig wurde die Gaumeisterschaft im Zweier-Radballspiel ausgetragen. In der ersten Vorentscheidung spielte „Sturmvogel“ Ahlen gegen „Schwalbe“ Oelde 1: Resultat 1:7. In der zweiten Vorentscheidung standen sich „All Heil“ Beckum 1 und „Schwalbe“ Oelde 2 gegenüber: Resultat: 6:3. Im Entscheidungsspurt siegte „All Heil“ Beckum gegen „Schwalbe“ Oelde mit 6:4. Im Jugendschulreigen errang „All Heil“ Beckum und im Sechser Schulreigen „Sturmvogel“ Ahlen den 1.Preis. Das Radpolospiel zwischen „All Heil“ Beckum und „Sturmvogel“ Ahlen wurde mit 4:6 für Ahlen entschieden: Mit dem Stiftungsfest des hiesigen Radfahrervereins war das Ausfahren der Gaumeister im Einer-strecken-fahren über 150 km (Gau 55 des Bundes deutscher Radfahrer) auf der Strecke Beckum-Wiedenbrück-Münster verbunden. Morgens gegen 7 ½ Uhr starteten an der Siechenhauskapelle 22 Fahrer, von denen trotz des zeitweise strömenden Regens 8 Fahrer in St.Mauritz bei Münster durch die Kontrolle gingen. Im scharfen Endspurt gewann um 12 ½ Uhr Reineke-Paderborn vor Klüsener-Paderborn.



25. Mai 1927 : Ausfahren der Gaumeisterschaft im einer Streckenfahren über 150 km

Am vergangenen Sonntag wurde, wie wir schon gestern kurz berichteten, die Gaumeisterschaft im 150 km Einerfahren auf der Strecke Beckum-Wiedenbrück-Rheda-Warendorf-Telgte-Münster und zurück ausgefahren. Mit der Durchführung des Rennens war der Radrennverein „All Heil“ Beckum beauftragt, der die Vorbereitungen so getroffen hatte, dass alles programmgemäß verlief. Nur eines war im Programm nicht vorgesehen: der zeitweise strömende Regen, unter dem die Teilnehmer nicht unerheblich zu leiden . Als Gaumeister für 1927-28 ging aus dem Rennen Reinecke-Paderborn hervor, der die Strecke von 150 km in genau 5 Stunden zurücklegte. Über den Verlauf des interessanten Rennens veröffentlichen wir nachfolgenden Bericht eines Augenzeugen: Um 7 ½ Uhr morgens stellten sich 22 Fahrer dem Starter, Herrn Hans Morgenstern-Bergkamen (2.Gauvorsitzender). Trübe sah der Himmel aus. Pessimisten sagten Regen voraus, zumal da aus Nordwesten ziemlich starker Wind wehte. „Fertig!-Los!“ Geschlossen zieht das Feld von dannen. Wir warten etwa 5 Minuten, um in einem kleinen Opelwagen, in dem wir zur Strecken- und Fahrkontrolle mitfuhren, den Fahrern nachzueilen. Am Flimerberg überholen wir Hamann-Beckum und Heinrich-Heeren, die wegen Reifenpanne aufgeben. Kurz vor Keitlinghausen ist Krampe-Oelde abgehängt, während die übrigen Fahrer in scharfer Fahrt vor uns liegen. Krampe sucht aufzuholen und benutzt unseren Wagen als Schrittmacher. Schade! Linde-Heeren, ein aussichtsreicher Fahrer, muss kurz vor Stromberg wegen Reifenpanne ausscheiden. Stromberg wird um 7.50 Uhr erreicht. Geschlossen durchfährt das Feld den ersten Teil der Ortschaft. Da!-wir biegen gerade an der Kapelle um die Ecke -bor uns ein Durcheinander von Rädern und Fahrern. Was ist geschehen? Wir befürchten größeres Unheil. Durch ein nachsetzendes Auto sind die Fahrer in Unruhe gekommen, wollen ausbiegen, Platz geben, als sich zwei Maschinen ineinander verfangen und einen Massensturz hervorrufen. Die Paderborner Fahrer profitieren , sie ziehen in scharfem Tempo von dannen. Durch diesen Massensturz ist mancher favorisierter Fahrer um seine Gewinnaussichten gekommen. Verschiedene geben auf, während andere nach Behebung des Schadens nachzukommen trachten. Vergebliche Müh! In scharfer Fahrt geht es den steilen Hang von St.Vit hinunter. Hintereinander liegen die Fahrer. Starb-Ahlen scheidet wegen Reifenschaden aus. Tempo: 50 km. Welle-Paderborn, der schwer im Hintertreffen liegt, versucht unter größter Kraftanstrengung den verlorenen Raum wiederzugewinnen. St. Vit passieren wir um 8.01 Uhr. Ziegler-Altenbögge hat sich von der Spitze nach hinten abdrängen lassen. Er tritt in die Pedalen, was das Zeug hält. Er hat’s erreicht. In St.Vit hat er die Spitze wieder bekommen. Die Fahrer des Bezirks 1- die Paderborner und Geseker- führen in geschlossener Ordnung bis Wiedenbrück, wo die Uhr 8.05 zeigt. Halt! Die Eisenbahnschranke geht herunter, die Fahrer dicht davor. Die beiden Paderborner Reineke und Welle wollen über die Gleise, doch unser Mitfahrer, Herr Morgenstern, verbietet es ihnen. War auch recht so, schon allein wegen der Gefahr und wegen der Strafe für unbefugtes überschreiten der Gleise. Welle-Paderborn hat Glück, er hat die Spitze erreicht, ohne sich besonders anstrengen zu müssen. Ruhig geht die Fahrt weiter bis Rheda, wo endlich der Bindfadenregen aufhört. Um 8.09 Uhr durchfahren wir den Ort. Körber-Altenbögge und Dese-Paderborn holen mächtig auf. Aber jedes mal, wenn „die Post abgeht“, d.h. wenn das Tempo von 30 auf 50 und 60 km Geschwindigkeit steigt, werden sie abgehängt. Schlecht die Straße. Schlaglöcher, wohin man blickt. Dazu der Regen, der die Straßendecke aufgeweicht hat. Die kleinen Steinchen liegen wie Heftzwecken oben auf der festeren Schicht. Nette Aussichten für die Fahrer. Doch es geht gut. Geschlossen liegen 11 Fahrer an der Spitze, jeder von ihnen ängstlich darauf bedacht, keinen vorkommen zu lassen. Einige verspüren Hunger, nehmen ihr erstes Frühstück zu sich: Brötchen, Butterbrote, oder was besser ist: Obst, Äpfel, Bananen. Weigelmann-Heeren gewinnt unterdessen die Spitze wieder. In Herzebrock treten Ziegler und Körber-Altenbögge die Heimfahrt wieder an, das Tempo scheint ihnen doch etwas zuzusetzen. Es ist eine Pracht die Spitzengruppe arbeiten zu sehen: Gleichmäßig, im Takt, verrichten die Beine ihre jetzt zur Gewohnheit gewordene Arbeit. Wie die Kolben einer Maschine auf und ab - man möchte beinahe sagen „im gleichen Schritt und Tritt“. Da setzt auch schon wieder Regen ein. Schauderhaft, Wir haben ja nichts zu befürchten, aber die armen Fahrer. Hinter Clarholz ist die Spitzengruppe 8 Mann stark. Beelen wird um 8.43 Uhr erreicht. Dahlbüdeding-Geseke steigt ab. Reifenpanne? Nein, er muss Luft nachpumpen. Er bleibt zurück, da das Feld jetzt davon zieht, um ihn außer Konkurrenz zu setzen. Gute Fahrt. Menke-Beckum und Dese-Paderborn werden im Hintertreffen beschäftigt abgehängt. Warendorf 9.03 Uhr, höchste Fahrt. Reineke, Welle und Klüsener bilden die Spitze. In ruhiger Fahrt wird Telgte um 9.35 durchfahren. Welle zeigt Zeichen der Ermüdung, stärkt sich erst, verliert natürlich den Anschluss, bleibt zurück. Vier Kilometer vor der Kontrolle am Bahnhof Mauritz überholen wir die beiden Spitzenfahrer. Eine kleine Stärkung tut uns gut. Da kommen auch schon die beiden Spitzenfahrer an, passieren um 9.50 Uhr die Kontrolle und drehen ohne Aufenthalt wieder um zur Heimfahrt. 75 km sind sie gefahren, und nun nochmals die gleiche Strecke. „Gute Fahrt“ rufen wir ihnen zu, und schon sind sie unseren Blicken entschwunden. Um 9.56 Uhr wirft Welle einen Kontrollzettel ab. Doch kehrt er nicht um , ohne sich vorher gehörig gestärkt zu haben. Entrüstet weist er ein freundlich angebotenes Gläschen Cognac ab. „Ich habe seit zwei Jahren keinen Alkohol und keinen Nikotin zu mir genommen, deshalb auch heute nicht.“ Und damit basta! Weching-Bergkamen, der heute sein erstes Rennen fährt, auch ein Leidtragender des Stomberger Massensturzes, fährt mit Kehl-Geseke, Dahlbüdeding-Geseke und Böddeder-Paderborn um 10.05 Uhr durch die Kontrollstelle. Ohne Aufenthalt kehren sie wieder um, Welle schließt sich an. Es fährt sich besser im Verein mit anderen. Unser Aufenthalt ist zu Ende, da die Kontrolle von Herrn Haverkemper-Beckumweiter durchgeführt wird. Wir haben keine Hoffnung, dass noch viele Fahrer durch die Kontrolle fahren werden. Mit Vollgas geht’s los, haben doch die ersten Fahrer bereits 20-30 Minuten Vorsprung. Doch auch uns war das Schicksal nicht hold kaum sind wir 1 Kilometer gefahren, als unser Wagen rebelliert. Am Vergaser ist etwas nicht in Ordnung. Wir halten. Unser Fahrer bringt den Schaden wieder in Ordnung, um nach 10 Minuten dasselbe zu wiederholen. So geht es 6, 7mal. Schließlich scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Wir haben viel Raum verloren, den wir aufholen müssen. Also, in die Pedale getreten! Verzeihung! Gas, Gas und nochmals Gas! So kommen wir vor die Tore Warendorfs. Halt! Kontrolle durch die Gendarmerie. Alles in Ordnung! Wir erfahren, dass die Spitze bereits vor 20 Minuten die Stadt passiert hat. Im Fluge geht’s durch Beelen, Rheda, wo wir auf Anfrage erfahren, daß die Spitzenfahrer 7 Minuten vor uns liegen. Richtig, hinter St.Vit, vor den großen Stromberger Bergen haben wir sie erreicht. Sie sind noch gut in Form, haben aber jetzt da sie gegen schweren Sturm und Regen anzukämpfen haben, harte Arbeit vor sich. Tapfer ziehen sie die steile Straße hinan, stehen förmlich in den Pedalen und bezwingen das Hindernis. „Wer wird Sieger werden?“ „O“, meint Reineke, der immer guten Mutes voll Witz ist, „wir fahren zusammen durchs Ziel!“ Abwarten! Wir bleiben mit unserem Wagen hinter den beiden. Abwechselnd führt Reineke, dann Klüsener die Spitze, so dem Radfahrer den Wind nehmend. Um Flimerberg überholen wir die Zwillingsfahrer, um zum Ziel an der Siechenhauskapelle zu gelangen. Am Zielband viel Rolf „kommen sie?“, „Wie weit liegen sie hinter euch?“ Alle Fragen zu beantworten ist unmöglich. Für Ordnung und Absperrung sorgen einige Sanitätsleute im Verein mit der Polizei. Es klappt. „Platz da, sie kommen! Ausfahrt frei!“ Da hinten, gut sichtbar kommen sie angefahren. Zweihundert Meter vor dem Ziel liegen beide noch auf gleicher Höhe. Dann aber legt Reineke los. Kaum sieht man die Beine, ein solches Tempo legt er vor, und mit 3 Radlängen fährt Reineke, von Jubel umbraust, durchs Ziel. Der 1.Vorsitzende, Herr Köppelmann-Paderborn, überreicht dem jungen Sieger den schlichten Kranz und bringt ihm ein dreifaches „All Heil“ aus. Auch der Vorsitzende des Stadtverbandes, Herr Studienrat Osthoff, beglückwünscht den Sieger zu seinem Erfolge, der nun gemeinsam mit einem Fahrtgenossen zur Stadt, zum Vereinslokal Köddewig fährt.



8. 12. 1935 : Gründung eines Radfahrervereins in Beckum

Nachdem sich vor einigen Jahren der früher in Beckum bestehende Radfahrerverein „All Heil“ aufgelöst und seine Übungsgeräte bis auf die Fahne veräußert hatte, sind jetzt Bestrebungen im Gange , einen neuen Radfahrerverein zu gründen. Die Anregung hierzu geht aus von der neuen am Samstag gegründeten Ortsgruppe des Reichsbundes für Leibesübungen im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden des Radfahrervereins „Schwalbe“ Oelde. Um für diesen Verein zu werben und gleichzeitig um die Stimmung bei den Beckumer Radsportlern kennenzulernen, soll am kommenden Sonntag eine radsportliche Veranstaltung in Beckum stattfinden. Es ist ein Programm aufgestellt worden für eine Saalsportwerbung, das ein Kunst- und Reigenfahren vorsieht, ein Radballwettspiel und das Auftreten des Bezirksmeisters im Einerkunstfahren. Ferner zeigen sich zwei Saalkunstfahrer (Hagemeier und Birwe-Oelde), Einradfahrer usw. Ziel der Veranstaltung ist, jeden deutschen Radfahrer für den Radfahrer für den Deutschen Radfahrerverband zu begeistern, der die allein maßgebliche Stelle des Deutschen Radfahrerwesens und Radfahrsports, der Einheitsverband der Radfahrer Deutschlands ist. Der Deutsche Radfahrerverband will alle deutschen Radfahrer erfassen, will die Stellung des Radfahrers - ganz gleich, ob er sein Fahrrad als Verkehrs- oder Sportgerät benutzt - in der Volksgemeinschaft festigen, will dem Radfahrer umfassenden Schutz bieten, will Vertreter der Wünsche und Forderungen der Radfahrerschaft sein; will das Sammelbecken eines geeinten deutschen Radlervolkes werden.



6. 12. 1935 : Wiederbelebung des Radsports

Wie schon in der letzten Versammlung der Radsportfreunde in Beckum berichtet wurde, findet am kommenden Sonntag eine große Werbeveranstaltung im Gasthof Köddewig statt. Hierzu haben die Vereine „Möwe“ Gütersloh, Radfahrverein Ahlen und „Schwalbe“ Oelde gemeldet. Es wird sicherlich wieder zu interessanten Kämpfen kommen, besonders zwischen Oelde und Gütersloh. Gütersloh, das erst am 19. November in Bielefeld einen überzeugenden Sieg heraus gefahren hatte, wird auch in Beckum sein Bestes zeigen, um die erste Mannschaft der Schwalben zu besiegen. Hagemeyer-Leweling, die seit ihrem Start bei der deutschen Meisterschaft in Erfurt stetig Formverbesserungen zeigen, haben in Gütersloh immer noch ihren stärksten Gegner im hiesigen Bezirk. Die einzelnen Radballspiele werden umrahmt von Reigenfahren, sowie Einer- und Zweierkunstfahren, ausgeführt von Schwalbe Oelde mit den Bezirksmeistern Hagemeyer-Birwe. Zum Schluss des reichhaltigen Programms wird das Einradkunstfahren gezeigt und den Beifall der Beckumer finden. Hoffentlich werden sich die Beckumer Radsportfreunde wieder zusammenfinden, um den schönen Radsport zu pflegen.



10. 12. 1935 : Eine Werbung für den Radsport



Um für den Radsportgedanken in Beckum zu werben, veranstalteten der Radfahrerverein „Schwalbe“ Oelde und der Radsportverein „Möwe“ Gütersloh Sonntagnachmittag in Beckum bei Köddewig eine Saalsportwerbung. Der Zweck war, den vor zwei Jahren sang- und klanglos eingegangenen Radfahrerverein in Beckum wieder ins Leben zu rufen bzw. einen ähnlichen Verein zu gründen. Vor Jahren waren es die Beckumer, die gen Oelde zogen und dort einen Radsportverein auf die Beine stellten. Der in Oelde geheckte Gedanke fiel auf fruchtbaren Boden. Jetzt kam die Anregung von der entgegengesetzten Seite. Der Vorsitzende des Oelder Radfahrervereins, Eversloh wies auf diese kleine seltsame Fügung besonders hin. Er ließ seine Worte dann ausklingen mit der Hoffnung, dass die Bemühungen der Radfahrervereine Oelde und Gütersloh den gewünschten Erfolg zeitigen möchten. Jeder Radfahrer könne heute dem Deutschen Radfahrerverband beitreten. Zudem böte der Verband auf der anderen Seite viele praktische Vorteile, wie Versicherung gegen Unfall und Haftpflicht beim Radfahren in und außer Beruf, in Sport und Verkehr. Durch die Verbandsmitgliedschaft erhält der einzelne Radfahrer kostenlos die Verbandszeitschrift, zollerlagsfreien Grenzübertritt mit dem Fahrrad, Rechtsberatung und Rechtsschutz sowie umfassende sportliche Betätigung auf allen radsportlichen Gebieten. Gegenüber den Beiträgen zu Verbänden in der Systemzeit seien jetzt die monatlichen Abgaben bedeutend ermäßigt. Nach diesen Ausführungen wickelte sich ein umfangreiches Programm ab. Immer wieder mussten die Zuschauer den Saalsportlern Beifall zollen. Das war namentlich der Fall, als Bezirksmeister Hagemeyer-Oelde seine Kreise zog und dann nachher mit seinem Halbbruder Birwe wahre Akrobatenkunststücke zeigte. Ein Zirkus hätte keine bessere Fahrradvirtuosen auf die Bahn bringen können. Das Zweier-Radballspiel 2. Mannschaft Oelde gegen 1. Mannschaft Gütersloh sah die Gütersloher als überlegene Sieger mit 11:2. Die Radballjugend von Oelde unterlag gegen die 3. Mannschaft des Oelder Vereins mit 11:6, die 1. Mannschaft Oeldes siegte gegen die 2. Mannschaft von Oelde mit 6:1. Völlig ausgeglichen war jedoch der Kampf der 1. Mannschaft von „Schwalbe“ Oelde gegen die erste von „Möwe“ Gütersloh. Dieses Spiel gewannen die Oelder mit 6:5. Bedauerlich war nur, dass sich nicht noch mehr Zuschauer eingefunden hatten. Diejenigen aber, die da waren, werden es sich nicht lange überlegen, ob sie den Radsport in Beckum wieder aufleben lassen oder nicht. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass sie das erste tun werden.

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